Mittwoch, 14. September 2016

"Wir schaffen es nicht" Die Flüchtlingshelferin, die nicht mehr schweigen will

Katja Schneidt betreut Flüchtlinge in Hessen. Ihre Enttäuschung über deren Erwartungshaltung und schlechte Integrationspolitik hat sie nun dokumentiert. Schneidts Bericht ist brisant.


Warum? Das fragt sich Katja Schneidt noch immer. Ein Jahr, nachdem Kanzlerin Angela Merkel "Wir schaffen das" sagte. Ein Jahr nach der Entscheidung, Tausende in Ungarn gestrandete Flüchtlinge über Österreich nach Deutschland einreisen zu lassen. Warum traf die Kanzlerin diese Entscheidung? Warum sagte sie diesen Satz?
Natürlich ist Schneidt mit ihrer Suche nach Antworten nicht alleine in Deutschland. Über Merkels Entscheidung ist viel geschrieben und noch mehr gestritten worden. Für die CDU und die Vorsitzende selbst hatte die Grenzöffnung teilweise dramatische Folgen – das bewies zuletzt die krachend verlorene Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern und der Dauerstreit mit der Schwesterpartei CSU.

"Wir schaffen es nicht"

Doch Schneidt ist nicht einfach nur irgendeine Merkel-Kritikerin. Als Flüchtlingshelferin und SPD-Lokalpolitikerin im hessischen Büdingen ist sie unmittelbar betroffen. Die 45-Jährige ist hauptberuflich Autorin und kann sich ihre Zeit flexibel einteilen. Sie betreut die Flüchtlinge im Alltag, sie begleitet sie zu Behörden und Ämtern, sie hilft bei der Wohnungssuche, füllt Papiere aus und geht mit ihnen zum Arzt. Schneidt kann deshalb gut beurteilen, wie es um die Integration der Asylsuchenden bestellt ist. Über ihre Erfahrungen hat sie nun ein Buch geschrieben. Der Titel: "Wir schaffen es nicht".
"In der Asylkrise sind zwei Dinge passiert", sagt Schneidt. "Etwas Positives und etwas Negatives." So hätten die Deutschen in den vergangenen Monaten die Fähigkeit zur Differenzierung verloren. "Entweder ist man für oder gegen Flüchtlinge. Dazwischen gibt es nichts." Erfreulich sei hingegen, dass viele Menschen, die sich zuvor nie für Politik interessierten, auf einmal bereit seien, Verantwortung zu übernehmen. In Büdingen lasse sich das gut beobachten.

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